„Aber Jesus schwieg still.“ Mt 26,63
In den biblischen Berichten vor der Kreuzigung geschieht ganz viel. Ein Ereignis folgt dem nächsten. Es wird verhört, geredet, gespottet, angeklagt, verurteilt, geschriehen,…
Auch biblisch-theologisch sind dies ganz dichte Texte im Neuen Testament. Wichtige und wesentliche christologische Aussagen werden unterstrichen. Querverweise auf das Alte Testament werden gemacht. Da ist „viel los“ im Text.
Und dann gibt es diese anderen Momente. „Aber Jesus schwieg still.“
Es gibt die Augenblicke, da ist nicht Aktivität und Aktion angesagt, sondern passives Erdulden und Passion. Es gibt die Augenblicke, da fehlen die Worte. Keine Erklärung mehr… Kein kluges oder vollmächtiges Predigen… keine gelehrte Auslegung der Schrift…
Es gibt diese Augenblicke des Schweigens, der Stille, der scheinbaren Leere…
In einer Zeit, in der alles irgendwie bei Wikipedia nachgeschaut und erklärt werden, kann… In einer Zeit, in der wir gewohnt sind, dass von allen Seiten immer etwas auf uns eindringt… In einer Zeit, in der wir von Informationen und Expertenmeinungen nahezu überflutet werden…
Halte ich überhaupt noch aus, dass es auch still und leer sein kann? Halte ich Sprachlosigkeit und das Fehlen von Antworten aus? Kann ich damit leben und sterben, dass ich nicht alles wissen kann und muss? Kann ich in diesen Momenten auch dem schweigenden Jesus vertrauen?
Vielleicht ist in dieser Karwoche auch mal das Schweigen eine gute Übung. Versuchen Sie es doch mal! Es muss kein ganzer Tag sein, nicht mal ein halber. Ein, zwei Stunden ohne störendes drumherum. Eventuell auch nur mal eine viertel Stunde. Ein paar gute Minuten. Notieren sie in den ersten Minuten alles, was innerlich nach Erledigung schreit. das können sie später tun. Beten Sie und denken Sie dann still an den im Leiden schweigenden Jesus und lassen Sie sich überraschen, wie auch sein Schweigen zu ihnen reden kann…
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