„Na, was ist das denn für eine Arbeitsauffassung?“ mögen Sie jetzt fragen.
„Kaum redet der von Arbeit, schon kommt die Frage nach dem Ruhetag. Geht ja gar nicht.
„Geht ja wohl,“ sage ich. Muss sogar sein.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich möchte jetzt nicht die Arbeit abschaffen und nur noch Pausen haben. Aber ich bin der festen Überzeugung: wenn Arbeit, Leistung und Dienst nicht auch die Ruhe und Unterbrechungen kennen, dann stimmt da was nicht.
Von Anfang an wird in der biblischen Tradition der Ruhetag betont. Es ist der Tag, an dem sogar der Schöpfer ruht. (1. Mose 2,2) Es ist ein Tag, an dem alles Schaffen und Wirken seine Vollendung und Güte erfährt – die Heiligkeit, die Bestimmung. Dafür ist letztlich alles gemacht, dass es Segen und eine echte, tiefe, zufriedene Ruhe erfährt. Der Siebte Tag als Ruhetag war und ist eines der wesentlichen Kennzeichen des jüdischen Glaubens bis heute. Überall ist das Volk Gottes daran zu erkennen. In den Geboten wird er über Generationen hinweg weitergegeben, als Zeichen des Segens und der Freiheit.
Es drückt aus: „Warum ruhen wir am Siebten Tag? Weil wir’s können!
Weil Gott alles für uns so wunderbar gemacht hat! Weil wir genau dadurch Gott die Ehre geben.“
Arbeit gehört zum Menschsein dazu. Das habe ich gestern festgestellt. Sie ist ein Privileg!
Aber sie erfüllt und vollendet es nicht!
Ruhen, Feiern, Genießen… Die Arbeit muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt!
Das drückt auch Jesus bei den Streitigkeiten um die Sabbatruhe im Neuen Testament immer aus.
Manchmal frage ich mich kritisch, bei der Betriebsamkeit mancher christlichen Gemeinde, ob uns Frommen das selber noch so bewusst ist. Wie sehr betonen wir die Arbeit in unserer Gemeindearbeit und vergessen deren Sinn und Ziel?
Und wie geht mir selbst damit? Hab ich die Ruhe? Oder stapfe ich im Hamsterrad des Lebens, unaufhörlich getrieben und komme dabei niemals an mein wirkliches Ziel?
Vielleicht können wir an diesem langen Wochenende einmal entdecken, was uns wirklich Ruhe gibt. Wo kann ich wirklich frei sein? Vielleicht dient mir dazu ja sogar die ein oder andere Zwangspause der Corona-Tage zum Nachdenken!
Ich selbst finde meine Ruhe und Erfüllung und die Freude über meine Arbeit und Leistung dann, wenn ich entdecke: Es ist schon längst alles gut und vollbracht. Gott hat es sehr gut werden lassen. Jesus zeigt, wo wirkliche Ruhe in Gott liegt. Er hat es sehr gut gemacht… sogar mein Arbeiten und Wirken bringt er zum guten Ende!
PS: Im Gebet denke ich heute bewusst an die Menschen, die arbeiten, wenn andere meistens frei haben! Gott soll auch ihnen Zeit, Kraft und Ruhe schenken!