Lieder der Bibel: Das Hohelied Salomos

Lieder der Bibel: Das Hohelied Salomos

Das Lied der Lieder, so wird das Hohelied auch genannt. Es bildet schon den Abschluss meines kleinen Ausflugs in die biblischen Lieder. Die Kantate-Woche endet heute.

Heute also noch ein paar Gedanken zu dem biblischen Buch „Hohelied“. Eigentlich ist es eine Sammlung von ca. 30  Liedern. Sie beschäftigen sich alle mit dem einen Thema: „Liebe“. 30 einzelne und sehr offene Liebeslieder.

Bewunderung, Sehnsucht, Verlangen, Nähe… das alles kommt vor. Schönheit, Attraktivität und Erotik werden genau so wenig verschwiegen wie tiefe, seelische Verbundenheit und unverbrüchliche Liebe zueinander.

Gehört so ein Buch in die Bibel? Es wurde wirklich darüber diskutiert. Ist es nicht nur ein profanes Liebeslied – poetisch schön, aber doch nur ein normales Gedicht? Im ganzen Buch kommt Gott ja so gut wie nicht vor. Lediglich in Vers 8,6 klingt im Hebräischen der Gottesname an. („Die Flamme des HERRN“ – In der deutschen Übersetzung oft sogar verkürzt wiedergegeben.) Doch hier wird deutlich: Gott ist nicht außen vor. Im Rausch der Gefühle, im Glanz der Schönheit, in der Leidenschaft der Liebeserklärungen… auch da geschieht etwas, dass Gott schenkt und auch darin finden sich Hinweise auf ihn.

In der jüdischen Gottesdiensttradition wird dieses Liebeslied sogar bei einem der höchsten Feste  gelesen, beim Passafest. Und es passt: Denn auch dieses Fest feiert die Liebe Gottes zu seinem Volk, die sich in absoluter Leidenschaft und Zuwendung zeigt. In diesem Liebeslied steckt also mehr, als nur Liebelei zwischen zwei Menschen. Wenn schon menschliche Liebe so schön und vollkommen ist, wie viel schöner und vollkommener ist Gottes Liebe? Schließlich hat er sie ja sogar erfunden, die Liebe!

Zwei Entdeckungen möchte ich heute mitnehmen.

  • Zum Einen finde ich es sehr wichtig, dass Gott und Glaube nicht gegen Liebe, Erotik, Leidenschaft und Schönheit stehen. Das ist nicht gegeneinander auszuspielen. Auch dort, wo Menschen sich verlieben, schaut Gott nicht verschämt weg, sondern weiß um die Schönheit dessen.
    Wir können es nicht einfach anders herum deuten: „Da wo Menschen sich ein bisschen lieb haben, da zeigt sich schon etwas Göttliches.“ Nein. Das ist zu kurz gedacht. Dafür ist das, was wir oft „Liebe“ nennen, allzu häufig getrübt und zu leichtlebig. Aber Gott schenkt eben von seiner Seite auch unserer menschlichen Liebe eine ungeheure Weite und Wahrhaftigkeit. Dafür bin ich dankbar und freue mich darüber.
  • Zum Anderen möchte ich meine Beziehung zu Gott wirklich als Liebesbeziehung entdecken und leben. Glaube spielt sich nicht allein im Verstand und im Denken ab. Auch Fühlen, Lieben und Sehnen gehören dazu. Gott will nicht begriffen werden, sondern geliebt werden. Christus hat Kreuz und Grab überwunden, weil unendliche Liebe ihn trieb, nicht kühle Abwägung und Berechnung. Liebe macht den Glauben wesentlich  aus, das lese ich auch in einem weiteren Liebeslied der Bibel: Es gibt ein zweites Hohelied: Das Hohelied der Liebe in 1. Kor 13. Auch dort wird betont, dass sämtliche Erkenntnis und sämtliches Tun nichts sind, ohne Liebe.  Gott liebt. Jesus ist Liebe Gottes in Person. Gott ist Liebe!

Wie gut, dass Gott seine Liebe nicht zurückhält. Wie gut, dass er uns zu einer Liebesbeziehung einlädt. Wie gut, dass auch so viele Lieder der Bibel und des Glaubens Liebeslieder sind. Sie erzählen von Gottes Liebe und lassen mich antworten.

Welches Liebeslied an Gott liegt Ihnen heute auf der Zunge, auf dem Herzen? Singen Sie es doch!

 

 

 

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