Tag der Arbeit 6 – Gerechte Arbeit

Tag der Arbeit 6 – Gerechte Arbeit

Der Tag der Arbeit, der letzte Woche gefeiert wurde, hat nicht nur zum Inhalt, dass mal ein freier Tag sein muss. Nein, er hat viel mehr den Hintergrund, dass Arbeit, welche Menschen und Gesellschaft prägt, auch gerecht und fair sein sollte.

Die geschichtlichen Wurzeln dieses Tages liegen im 19. Jahrhundert. Der Gedanke von Gerechtigkeit und Fairness in den Arbeitsverhältnissen ist weitaus älter! So hat auch die christliche Botschaft etwas zu Arbeit, Lohn und Gerechtigkeit zu sagen.

In der Antike war Arbeit etwas, mit dem sich der freie Mann nicht wirklich rumplagen musste. Vor allem die körperliche Arbeit blieb den Sklaven überlassen. Philosophie, Politik, Religion, Rechtswesen, … das war die Arbeit der Vornehmen.
Wie anders klingt da Paulus, wenn er als Gelehrter und Apostel unterstreicht, dass er für seinen Lebensunterhalt selbst handwerklich arbeitet. (1. Kor 4,12)
Ist nicht schon alleine die Tatsache, dass Jesus in einer Zimmermannsfamilie aufwächst und dass viele seiner Jünger einen handwerklichen Beruf hatten, eine Wertschätzung von Arbeit?

Alle Arbeit hat ihren Wert. „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ (Lk 10,7, 1Tim 5,18) Dies darf man nicht nur für geistliche Berufe gelten lassen.

Ein sehr aufrüttelnder Text, ist das Gleichnis der Arbeiter im Weinberg. (Mt 20,1-16) Ein Weinbergbesitzer stellt mehrfach zu verschiedensten Zeiten und Konditionen Arbeiter an. Am Ende erhalten alle den gleichen Lohn! Da stimmt was nicht im menschlichen Bauchempfinden!! Doch offensichtlich gibt es eine andere Art von Lohn und Gerechtigkeit im Maßstab Gottes. Auch im Zusammenhang mit Arbeit!

Spannend wird es dann, wenn in der Bibel konkrete Hinweise und Vorgaben gemacht werden, wie Arbeitsverhältnisse auch für Christen auszusehen haben! Wir tun uns schwer, wenn z.B. Anweisungen für Herren und Sklaven lesen, denn Sklaverei wird heute (meist) verurteilt. Doch in der damaligen Zeit war es ganz üblich, solche Dinge zu beschreiben. Wenn in der Bibel nun dazu etwas steht, verstehe ich als heutiger Leser oft gar nicht mehr den revolutionären Ansatz dahinter! Sklaven werden im Glauben als Geschwister angesprochen und behandelt. Sklavenbesitzer werden zu einer für damalige Verhältnisse unglaublichen Verantwortung für ihre Sklaven angehalten (vgl. Eph 6,5-9; Kol 3,22-4,1) Im Philemonbrief wird ein entlaufener Sklave zu einem Bruder im Herrn erklärt! (Phlm 15)…

Was dort geschieht: Arbeitsverhältnisse, Lohnverhältnisse, Dienstverhältnisse werden auf eine neue Grundlage gestellt. Auch sie sind im Licht des Evangeliums und der Gerechtigkeit Gottes zu sehen! Das ist wirklich revolutionär!!

Warum schreibe ich das? Weil wir den Tag der Arbeit nicht nur als „nichtchristlichen“ Feiertag sehen dürfen! Arbeit ist ein wichtiges Thema auch für uns Chirsten. Auch „gerechte Arbeit“ sollte uns am Herzen liegen! Ich finde, wir dürfen den Tag der Arbeit durchaus bewusst wahrnehmen.

  • Es ist ein Tag, an dem wir Staunen und Danken dürfen, wie Gott auch hier gehandelt und verändert hat. Danke, dass wir arbeiten dürfen und können. Danke für guten und gerechten Arbeitslohn. Danke, dass wir auch aufgefangen werden, wenn wir nicht mehr arbeiten können.
  • Es ist ein Tag, an dem wir unsere Arbeitsverhältnisse und unser Miteinander in der Arbeitswelt gerne mal prüfen dürfen. Wie gehen wir miteinander um? Wertschätzung und echte Zusammenarbeit – sind wir da gut miteinander unterwegs? Gelten Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit auch hier? Wie steht es mit Ehrlichkeit? Mit Demut? Treue? Und sind z.B. Mobbing, Mauschelei oder Gier wirklich so weit weg von uns?
  • Es ist ein Tag, an dem wir daran denken können, dass in dieser Welt vieles im Argen liegt, auch in der Arbeitswelt. Sklaverei ist leider immer noch ein Thema in dieser Zeit, das ist nicht wegzureden. Ausbeutung und Lohndumping sind Realitäten. Und warum werden Frauen eigentlich oft noch schlechter bezahlt, als Männer? Und warum gibt es dieses Lohngefälle von Westen nach Osten? Und, und, und…

Tag der Arbeit… Eigentlich ist ein Tag im Jahr viel zu wenig. Jeden Tag müsste ich hier aktiv werden. Ora et labora… Bete und arbeite!

 

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