Noch ein Lied aus dem Alten Testament: Das Siegeslied der Debora.
Diesmal ist es sogar ein Duett. Die Richterin Debora und der israelitische Heerführer Barak haben eine Schlacht gewonnen und singen im Anschluss gemeinsam dieses Lied.
Diese ganze Geschichte, die in Richter 4 zu finden ist, ist spannend und bietet Stoff für einen echten Abenteuerfilm. Das gemeinsame Lied ist dann in Richter 5 wiedergegeben. Es ist ein Triumph- und Erzähllied. Die Ereignisse werden noch einmal in poetischer Form wiedergegeben.
Alle sollen vom Sieg der Israeliten hören. Alle sollen staunen. Und alle sollen erfahren, dass Gott für sein Volk ist. Und das wird in Liedform gebracht. Da hören nämlich viele zu.
Zwei Aspekte faszinieren mich:
- Erstens ist es tatsächlich so, dass die „Prosa-Erzählung“ bzw. der Bericht alleine nicht ausreicht. Richter 5 ergänzt Richter 4. Singen unterstreicht das Ganze. Singen bereichert und erweitert das, was Menschen von Gott zu berichten haben. Singen transportiert mehr und wird offensichtlich auch gehört.
Was bedeutet das für unsere Lieder? Ich wünsche mir Lieder, die gehört werden. Lieder, die verstanden werden. Lieder, die Inhalte transportieren und von Gott erzählen. Verstehen Menschen um uns herum, was wir singen? Spüren Sie unsere Emotionen? Oder sind unsere Lieder nur noch Hüllen, Formen und Rituale, die nur Insider verstehen? - Zweitens finde ich das Zusammenspiel von Barak und Debora gut. So wie sie zusammen „arbeiten“ (bzw. kämpfen), so singen sie auch zusammen. Und sie machen keinen Hehl daraus, dass sie selbst jeder nur ein Stückchen zum Erfolg beigetragen haben. Sie singen auch von Jael, die in der Geschichte wesentlich mitspielt? Und dsie loben überschwänglich Gott, der das Ganze überhaupt erst so geführt hat.
So wünsche ich es mir auch für unsere Lieder. Nicht ich, nicht der einzelne Sänger, Musiker, Ausführende soll im Mittelpunkt stehen. Sondern es soll ein Miteinander sein. Harmonisch und gut abgestimmt. Wer gut „mitwirkt“, verdient auch Lob und Applaus. Vor allem soll dann auch kein Zweifel aufkommen: Letztlich verdanken wir alleine Gott, dass wir so miteinander singen können.
Wenn wir so singen, dann geht sichtbar, spürbar, hörbar die Sonne auf, wie es auch Barak und Debora im letzten Satz besingen:
Die ihn aber lieb haben, sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht! (Richter 5,31)
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