Aktuell

Jubilate – Jauchzet!

Der heutige Sonntag hat (wie die kommenden beiden) einen Namen in Befehlsform: Jubilate! Das heißt: Jauchzet!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber wenn mir jemand das Jubeln befehlen will, werde ich erst mal skeptisch. Es klingt für mich nach politischer Meinungsmache und Manipulation. Es klingt für mich nach Zwangsfröhlichkeit im Karneval oder im Stadion mit Klatschpappe und Applauszeichen. Das klingt für mich, wie aufgesetzte gute Mine zu bösem Spiel. Und das soll heute das Sonntagsthema sein?

Bitte lassen Sie sich nicht beirren. So oberflächlich und kurzsichtig ist das „Jubilate!“ nicht gemeint!
Es geht zurück auf den Beginn von Psalm 66. Lesen Sie den mal aufmerksam durch!
Sie merken sofort: Ja da klingt eine riesige Begeisterung für Gott an. Aber die ist nicht oberflächlich. Die ist sogar sehr tiefgründig und echt.
Im Psalm ist nicht nur alles wunderschön, rosarot und eitel Freude, Sonnenschein. Sehr realistisch ist dort auch die Schattenseite des Lebens beschrieben und dass auch der Fromme Zeiten des Zweifels und der Klage durchlebt.
Und doch erinnern sich die Beter und Sänger des Psalms immer wieder daran, dass Ihr Glaube an Gott sie durchträgt. Gott kann! Gott will! Gott wird helfen!

Nein, auch mir ist nicht stets zum Jubeln zumute. Und gerade in diesen Tagen nicht. Ich bin den ewigen Trott des Homeoffice müde. Ich mag nicht mehr von Opferzahlen und Infektionsraten lesen. Ich will die Sorgen um geplante Veranstaltungen und wirtschaftliche Entwicklungen los sein. Ich möchte Menschen wieder ins Gesicht schauen, wenn ich ihnen im Geschäft begegne…  Nein… ich kann gerade nicht wirklich laut jubeln…

Und doch: Der Psalm, der Sonntag, meine Mitchristen in Telefongesprächen oder im Videocall,… sie erinnern mich immer wieder daran: Du bist gehalten und getragen. Du kannst getrost sein. Du darfst hoffen…

  • Nächste Woche dürfen in unseren Gemeinden wieder erste (vorsichtige) Gottesdienste stattfinden, wenn die Räume und Möglichkeiten das hergeben. Ich freue mich drauf! Ein Zeichen, dass es weiter geht. Jubilate!
  • Die Infektionszahlen waren in Deutschland erstaunlich gering. Wir haben nicht nur Glück gehabt, sondern sind von Gott bewahrt worden bis hieher. Und selbst wenn eine zweite Welle kommen sollte:  Die jetzige Lage hat uns darauf vorbereitet. Wir könnten ihr bewusster begegnen. Ich bin getrost. Jubilate!
  • In unserem Land herrscht trotz der unglaublichen Lage ein großes Maß an Verständnis und Frieden. Unser Gesundheitssystem, politisches System, Sozialsystem, usw…  sind trotz mancher Erschütterung insgesamt stabil geblieben. Das kommt nicht von irgendwoher. Ich danke Gott. Jubilate!

Was können und wollen Sie hinzufügen?
Jubilate heißt nicht wild und grundlos drauflos zu jubeln und Winkelemente zu schwenken! Sondern Jubilate bedeutet: Schau hin! Komm dazu! Entdecke! Höre! Nimm wahr, wie gut es Gott mit Dir meint!

So ist Jubilate nicht ein harscher Befehl, sondern eine begeisterte Einladung!

Ja! Gott ist groß. Jubilate!

 

Tag der Arbeit 2 – Der Ruhetag

„Na, was ist das denn für eine Arbeitsauffassung?“ mögen Sie jetzt fragen.
„Kaum redet der von Arbeit, schon kommt die Frage nach dem Ruhetag. Geht ja gar nicht.

„Geht ja wohl,“ sage ich. Muss sogar sein.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich möchte jetzt nicht die Arbeit abschaffen und nur noch Pausen haben. Aber ich bin der festen Überzeugung: wenn Arbeit, Leistung und Dienst nicht auch die Ruhe und Unterbrechungen kennen, dann stimmt da was nicht.

Von Anfang an wird in der biblischen Tradition der Ruhetag betont. Es ist der Tag, an dem sogar der Schöpfer ruht. (1. Mose 2,2) Es ist ein Tag, an dem alles Schaffen und Wirken seine Vollendung und Güte erfährt – die Heiligkeit, die Bestimmung. Dafür ist letztlich alles gemacht, dass es Segen und eine echte, tiefe, zufriedene Ruhe erfährt. Der Siebte Tag als Ruhetag war und ist eines der wesentlichen Kennzeichen des jüdischen Glaubens bis heute. Überall ist das Volk Gottes daran zu erkennen. In den Geboten wird er über Generationen hinweg weitergegeben, als Zeichen des Segens und der Freiheit.

Es drückt aus: „Warum ruhen wir am Siebten Tag? Weil wir’s können!
Weil Gott alles für uns so wunderbar gemacht hat! Weil wir genau dadurch Gott die Ehre geben.“

Arbeit gehört zum Menschsein dazu. Das habe ich gestern festgestellt. Sie ist ein Privileg!
Aber sie erfüllt und vollendet es nicht!
Ruhen, Feiern, Genießen…  Die Arbeit muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt!
Das drückt auch Jesus bei den Streitigkeiten um die Sabbatruhe im Neuen Testament immer aus.
Manchmal frage ich mich kritisch, bei der Betriebsamkeit mancher christlichen Gemeinde, ob uns Frommen das selber noch so bewusst ist. Wie sehr betonen wir die Arbeit in unserer Gemeindearbeit und vergessen deren Sinn und Ziel?

Und wie geht mir selbst damit? Hab ich die Ruhe? Oder stapfe ich im Hamsterrad des Lebens, unaufhörlich getrieben und komme dabei niemals an mein wirkliches Ziel?

Vielleicht können wir an diesem langen Wochenende einmal entdecken, was uns wirklich Ruhe gibt. Wo kann ich wirklich frei sein?  Vielleicht dient mir dazu ja sogar die ein oder andere Zwangspause der Corona-Tage zum Nachdenken!

Ich selbst finde meine Ruhe und Erfüllung und die Freude über meine Arbeit und Leistung dann, wenn ich entdecke: Es ist schon längst alles gut und vollbracht. Gott hat es sehr gut werden lassen. Jesus zeigt, wo wirkliche Ruhe in Gott liegt. Er hat es sehr gut gemacht… sogar mein Arbeiten und Wirken bringt er zum guten Ende!

 

 

PS: Im Gebet denke ich heute bewusst an die Menschen, die arbeiten, wenn andere meistens frei haben! Gott soll auch ihnen Zeit, Kraft und Ruhe schenken!

Tag der Arbeit 1

Heute ist der erste Mai, der Tag der Arbeit!

Es ist ein Feiertag, der auf Anliegen der Arbeiterbewegung zurückzuführen ist. Er hat eine bewegte und nicht immer friedliche Geschichte.  Bis heute beschert dieser Tag manchen Orten eine gewisse Unruhe, man denke z.B. nur an die alljährlichen Demos in Berlin.

Dieser Tag ist kein kirchlicher Feiertag. Aber trotzdem geht er an uns Jesus-Leuten ja auch nicht vorüber. Er bietet Zeit zur Erholung und Ruhe. Von den Errungenschaften der Arbeiterbewegung profitieren wir genau so. Und warum nicht an einem arbeitsfreien Tag auch mal über die guten und schwierigen Aspekte der Arbeitswelt nachdenken?

So wird es in diesen immer noch anhaltenden Corona-Tagen wieder eine kleine Themen-Reihe auf der Homepage geben. Diesmal Gedanken zum Thema „Arbeit“.

Heute ein kleiner, erster Impuls:

Arbeit ist ein Geschenk!
Arbeiten ist etwas Wunderbares. Arbeiten gehört zum Mensch-Sein.

Bevor Sie jetzt mit dem Kopf schütteln und mich für einen unverbesserlichen  Workaholic halten: Ich mag es auch sehr gerne, auszuruhen und mal nichts zu tun. Das muss auch sein und ich kann es genießen. Ein Arbeitsalltag mit Lasten, Pflichten, Fristen und Terminen ist nicht das, was mir z.B. im Urlaub fehlen würde…

Doch es steckt einfach drin in meinem Wesen: Zu lange nichts tun macht mich unruhig. Ich möchte gestalten, bewegen, schaffen, kreieren, ordnen, in Stand setzen…
Nein, es muss nicht das Büro sein: Hier ruft der Garten. Dort ist was zu reparieren. Man könnte sich auch nochmal sportlich betätigen. Oder ich fange sogar mal wieder an Musik zu machen mit Übung und Einsatz und Kreativität. Ich suche mir irgendwie etwas zu arbeiten… Zu viel Sofa und Netflix ist einfach unbefriedigend auf Dauer…
Kennen Sie das vielleicht auch?

 

Die Bibel beschreibt in den ersten Kapitel das grundsätzliche Wesen des Menschen. Und von Anfang an gehört Arbeiten dazu. Bebauen und Bewahren, Verwalten und Gestalten von Gottes Schöpfung. Arbeit ist Geschenk und Lebenszeichen.

Last und Mühsal kommen erst später zur Arbeit hinzu, nach dem biblischen Sündenfall, wenn der Mensch selbst entscheiden will, was gut und böse, richtig und falsch ist, die Dinge selbst bemessen und bewerten will.  Dann plötzlich macht Arbeit Mühe und Misserfolge und Widrigkeiten prägen das Arbeiten mit.

Vielleicht ist dann umso wichtiger, dass Gott selbst danach die Mühe nicht scheut und weiter daran arbeitet, dass alles wieder heil wird.
Der Prophet Jesaja formuliert  das in Jes 43,24f so:

Gott spricht: Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Das könnte mal eine ganz besondere Botschaft für den Tag der Arbeit sein:
Gott arbeitet! Er setzt alles daran, dass wir nicht festgelegt sein müssen auf Scheitern, Mühen und Misserfolge. Vergebung, Gnade und Segen… das bestimmt die Arbeitswelt Gottes.

Einen gesegneten Tag der Arbeit – möchte man sagen! Würde unser Arbeiten doch mehr von dieser Arbeit und Mühe Gottes bestimmt!

Corona und das Sterben

Ein absolut empfehlenswerter Beitrag, mit dem ich auch herzlich von Steffen Kern grüßen darf!

Mancher erinnert sich: Unser Redner Letztes Jahr – „Tag der Gemeinschaft“ in Woltersdorf auf der Maiwiese!

Es lohnt sich, diese kleine „Bibelstunde“ auf Youtube zu verfolgen:

Corona und das Sterben

 

 

Beste Grüße an Dich, Steffen! Danke. Sei bewahrt und erlebe Gottes Segen!

Gottes Sehnsucht

Wenn es um Religion geht, ist man immer sehr schnell dabei, sie als möglichen Weg zu Gott zu interpretieren – im schlimmsten Fall als Irrweg.
Der Mensch wird dabei oft als suchendes Wesen beschrieben, dass auf irgend eine Art einer höheren Bestimmung nachkommt und nach einem Gott, einer tiefen Wahrheit oder einem Ursprung strebt.
Er hat – bewusst und unbewusst – eine Gottessehnsucht. Er strebt nach Höherem.
So fängt religiöses Leben beim Menschen an. Er hat Sehnsucht nach Gott.

Wer aufmerksam die biblische Darstellung liest, spürt, dass es dort anders beschrieben und betont wird. Es geht nicht um ein Streben des Menschen, sondern um ein Bestreben Gottes. Gott schafft den Menschen nicht als sein Spielzeug oder sein Experiment, sondern von Anfang an will er ihn, als sein Gegenüber, sein Ebenbild. Von Anfang bis zum Ende  ist es Gottes Sehnsucht nach dem Menschen, die alles vorantreibt. Ein paar Indizien dafür:

Wo bist Du, Mensch? (Gen 3)
Schon im Bericht des Sündenfalls, der Entfremdung und Entfernung von Gott, zeigt sich, dass Gott Sehnsucht nach seinen Ebenbildern hat. Die Grundfrage der Gott-Mensch-Beziehung lautet nicht „Wo ist Gott?“, sondern: „Wo bist Du, Mensch?“ Er vermisst uns!

Der verlorene Sohn und der liebende Vater. (Lk 15)
Das neue Testament berichtet davon, dass Gottes Sehnsucht nach seinen Menschen so weit geht, dass er selbst Mensch wird und zu ihnen kommt. Ein sehr zentraler Text, der dies beschreibt, ist das sogenannte „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ aus dem Lukasevangelium. Eigentlich ist es das „Gleichnis vom barmherzigen Vater“, denn hier liegt der eigentliche „Dreh- und Angelpunkt“ der Geschichte. Der Vater läuft in der Geschichte seinem wiederkehrenden Sohn entgegen und setzt ihn wieder ein in die ursprünglichen Beziehung. „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden.“ Lk 15,24. (Eben nicht: „Der Dummkopf ist zur Besinnung gekommen und hat den endlich seinen Weg gefunden!“ 😉 )
Die Sehnsucht und Liebe des Vaters ist das wahrhaft „göttliche“ an diesem Gleichnis.

Wiederkunft Jesu und Vollendung (Offbg 21)
Auch der Blick auf die Vollendung der Zeitgeschichte unterstreicht, dass es eine Bewegung Gottes ist, um die es geht. Jesus kommt wieder in diese Welt und gestaltet sie neu. Seine Bewegung!  Offbg. 21,3 betont bewusst: „Gott wird bei ihnen wohnen“ und nicht, die Menschen werden irgendwann dort ankommen, wo Gott wohnt, wenn sie die religiöse Sprossenwand erklommen haben und endlich oben sind! Nein: Gott hält bis zuletzt die Trennung nicht aus und tut alles, dass er bei seinen Menschen sein kann.

In den letzten Tagen habe ich Sie immer mal wieder mit hinein genommen in menschliche Sehnsüchte, die vielleicht gerade jetzt in der Corona-Zeit besonders spürbar werden.
All diesen Sehnsüchten wendet sich Gott immer wieder zu. „Er erquicket meine Seele“. (Ps 23,3)
Das alles aufgrund seiner großen Sehnsucht nach mir. Ihm gefällt es gut zu sein, gütig zu sein! Das ist seine Sehnsucht . Gott sei Dank!

Alle Bibelzitate nach Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Sehnsucht nach Liebe

Derzeit kommunizieren wir häufig über Chats und Messenger. Dazu gehören auch Emojis, dies kleinen Bildchen, die Emotionen ausdrücken sollen.

Es gibt verschiedene Hitlisten dieser Symbole. Immer vorne dabei sind irgendwelche Formen und Arten von Herzchen. Kussherzchen, Herz-Augen, rote Herzen, Doppelherzen, usw. Gaaaaaanz viel Liebe wird so durchs Netz geschickt!

Ich glaube tatsächlich, dass Menschen in diesen Tagen empfänglicher sind für große und kleine Liebesbotschaften. Wenn schon die Nachrichten im Fernsehen immer kleine Hiobsbotschaften bringen, dann darf man doch wenigstens untereinander mal ein Herzchen schicken, oder?

Steckt dahinter vielleicht auch die große menschliche Sehnsucht nach Liebe?
Liebe zu erhalten, Liebe zu geben, Liebe zu teilen?
Vielleicht klingt ihnen das zu lieblich, zu herzig oder zu schmalzig. Nennen Sie es gerne auch anders. Doch ich glaube, dass Lieben und Geliebt-Werden etwas ist, dass wir zum Leben brauchen.
Dabei geht es nicht um ein bisschen Liebelei oder Lieblichkeit! Es geht um ein eine gewaltige Kraft, die ganze Leben und Schicksale bestimmen und verändern kann.

So ein kleines Kussmund-Smiley kann also ganz schön viel bedeuten!

Wissen Sie was: Ich möchte Ihnen heute eine Liebeserklärung machen. Vielleicht nicht so, wie Sie jetzt denken. Klar – ich mag Sie auch! Aber da ist einer, der Sie viel vollkommener und bedeutender liebt. Hören Sie mal:

  • Gott sagt: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer 31,3

  • Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh 3,16

  • Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.  1.Joh 4,9

  • Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 1. Joh 4,16

  • Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. Röm 8,38f

  • Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf. 1Kor 13,4ff

  • Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! 2.Kor 13,13

Das sind nur ein paar Auszüge aus der Liebeserklärung Gottes an uns, an Sie und mich!
Sehnsucht nach Liebe?

Gott liebt Sie!
Liebe – Gott hat’s erfunden! 
Gott ist die Liebe!   

Der gute Hirte

Der heutige zweite Sonntag nach Ostern nennt sich „Misericordias Domini“ = „Die Güte des Herrn. Er wird aber auch „Hirtensonntag“ genannt.

In den biblischen Texten der Gottesdienste geht es um das fast zeitlose Bild vom Hirten und seinen Schafen. Natürlich war das Hirtenleben der Antike anders, als es heute ist. Und in der Schafhaltung hat man auch andere Methoden entwickelt. Und doch verstehe ich immer noch viel von dem, was Jesus meint, wenn er sagt:

Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Diese Sätze aus dem Johannesevangelium (Joh 10,11a.27-28a) werden zum Wochenspruch für diese Woche zusammengefasst. Sie beschreiben, worauf es in dem christlichen Hirtenbild im Kern ankommt.

  • Ich bin der gute Hirte“
    Jesus ist der Hirte. Er selbst, der Sohn Gottes, ist sich nicht zu schade oder zu fein als Hirte bei seiner Herd zu sein. Ihm geht es nicht um den Ertrag an Wolle oder um einen Erlös aus dem Schafhandel, sondern sein Leben gilt seinen Schafen. Er ist nicht nur ein Lohnarbeiter in der Viehwirtschaft oder ein Hobby-Schäfer. Nein, er ist Hirte aus höchster Berufung und Leidenschaft!

    Allzu oft wird das Bild des Hirten auch in unseren Gemeinden sehr frei interpretiert. Wer sich z.B. „Pastor“ nennt, bezeichnet sich damit auch als Hirte. Manche Gemeindeleitung „weidet und hütet“ ihre Herde, die Gemeindeglieder. Ich habe schon zahlreiche Auslegungen gehört, in denen das Hirten- und Herdenbild dann bis hin zu Weidezäunen, Hirtenhunden, Leithammeln und Mutterschafen ausgeschmückt wurde. Oft gut gemeint, aber doch meist sehr vermenschlicht wiedergegeben
    .Jesus betont zunächst einmal deutlich: ER ist der gute Hirte. IHM gilt es zu folgen. ER ist Herr der Herde. Auf IHN kommt es – Gott sei Dank – an. Das nehme ich heute erst einmal ganz bewusst wahr!

  • „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir.“
    Die Schafe in Jesu Herde sind kein unbedeutendes Herdenvieh, keine Nutztiere mit irgendeiner fortlaufenden Nummer. Ein nahes, bewusstes, persönliches Verhältnis verbindet sie mit dem Hirten. Er kennt Sie. Sie kennen ihn und seine Stimme. Sie trotten nicht im Herdentrieb blind drauf los, sondern vertrauen ganz bewusst seiner Leitung.

    Als Christen sind wir nicht irgendwelche anonymen Nummern oder getriebene Herdenwesen. Wir sind jeder auf einzigartige und wunderbare Weise von Gott gesehen und geliebt. Wir kennen den guten Hirten, Jesus, ganz persönlich und hören auf sein Reden und sein Wort.

    Auch das will ich heute an diesem Sonntag ganz bewusst tun: Auf Jesus hören. Wo führt und sendet er mich heute und jetzt hin? Ich will ihm voller Vertrauen folgen.

  • „Ich gebe ihnen das ewige Leben“
    Als Schaf in der Herde dieses Hirten habe ich vielleicht sogar meine eigenen Vorstellungen und Ideen, was der Hirte mir zu geben hat und was nicht. Möglichst saftige Weidegründe, bitte. Nicht zu holprige, steile und gefährliche Wegstrecken. Möglichst passende und nette Mit-Schafe in meiner ansehnlichen und wohlgenährten Herde, hätte ich dann auch noch gerne…

    Vieles davon habe ich tatsächlich! Es ist schön, wenn ich dies in meinem Leben finden und genießen darf.  Doch der wahre Einsatz des guten Hirten hat ein anderes Ziel: Er gibt sein Leben für seine Schafe, damit diese das ewige Leben haben. Es geht nicht um ein einigermaßen annehmliches und gelingendes Leben. Die eigentliche Güte des Hirten zeigt sich in einem letztendlich vollkommen erfüllten Leben in wahrem Frieden des ewigen Gottes.
    Das schenkt Jesus! Schon jetzt, hier und heute. Sogar mir ausgewachsenem Schaf!

Übrigens: Der eigentliche Name des Sonntags „Misericordias Domini“ ist auf die lateinische Übersetzung des Verses Psalm 33,5 zurückzuführen. „Die Erde ist voll der Güte des Herrn.“ Ein guter Hirte – DER GUTE HIRTE – weidet, leitet, schützt und hütet seine Schafe. Selbst im finsteren Tal einer Corona-Krise!

Alle Bibelzitate nach Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Sehnsucht nach Vergebung

Ist Ihnen das auch aufgefallen – ganz schnell nach den ersten Nachrichten zu Corona:
Kaum realisierte man den Ernst der Lage, schon wurde nach dem Schuldigen gefragt.
Und immer noch wabern Vermutungen und Vorwürfe durch die Schlagzeilen.

  • Wer hat das Virus entwickelt? Wozu eigentlich? Das waren doch bestimmt die…
  • Haben die Verantwortlichen nicht deutlich zu spät reagiert? Hätte man nicht viel früher…?
  • Und dann die wirtschaftliche Entwicklung – ein Chaos! Schuld daran ist nur….

Natürlich ist es wichtig, Ursachen und Gründe zu erforschen. Und richtig: Wer jetzt irgendwie handelt und reagiert, muss dies auch in Verantwortung tun. Und ja, es wurden mit Sicherheit auch Fehler gemacht. Ohne Frage! Das ist nicht wegzureden.

Doch ich erschrecke auch darüber, wie schnell auch ich als Mensch damit bin, die Schuld von mir weg auf andere zu lenken. Hauptsache ich bin nicht Schuld. Hauptsache ich finde einen anderen mit „mehr Schuld“. Hauptsache da ist ein Sündenbock, auf den ich zeigen kann. Ich will Schuld loswerden, wegweisen von mir.

Dahinter steckt eine tiefe Sehnsucht des Menschen nach „Reinheit“, nach Unbescholtenheit, nach der „weißen Weste“ und Freiheit von Scham. Weg mit der Schuld.

Es ist also letztlich eine Sehnsucht nach Vergebung.

Die Geschichte Gottes mit dem Menschen ist auch eine Geschichte der Schuld, bzw. des Umgangs damit. Schon von Anfang an, im Alten Testament, wissen die Menschen um die Last von Schuld. Auch Gott weiß darum. Und weil die Menschen unter der Schuld zugrunde gehen, will Gott sie ihnen nehmen. Da wird z.B. in einem religiösen Ritual der „Sündenbock“ in die Wüste geschickt. Da hüllt man sich in Sack und Asche und tut Buße. Da gibt es Schuldopfer, die Schuld sühnen sollen. Und, und, und…
Aber das funktioniert alles irgendwie nicht. Schuld wird hin und her geschoben… aber sie kommt nicht wirklich aus der Welt. Sie fällt einem wieder vor die Füße.

Auch der Psalmbeter sehnt sich danach, Schuld los zu werden. Lesen Sie z.B. den Psalm 51: Gott sei mir gnädig nach Deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit… 

Gott hat eine Antwort auf die Sehnsucht nach Vergebung: Gnade!

Wenn Menschen die Schuld nur von sich wegschieben, weiß Gott den Weg, sie aus der Welt zu schaffen: Er durchbricht den gnadenlosen Teufelskreis ohne Vergebung und sagt: Ich nehme die Schuld auf mich. Dafür stirbt er in Jesus Christus am Kreuz!
Unverdient, ohne Gegenleistung, ohne Vorbedingung werde ich da meine Schuld los, weile er sagt, ich trage sie. Das ist seine Gnade! Göttliche Gnade!

Wie großartig wäre es, wenn diese Vergebung aus Gnade nun mein Leben nachhaltig bestimmt und prägt! Das ist leider kein Selbstläufer. Viel zu oft ticke ich noch ungnädig.

Vielleicht fange ich mal in der ganzen Corona-Krise damit an, das zu üben. Ich verzichte auf die Schuldzuweisungen nach links oder rechts. Vielleicht verstehe ich ja, dass es jetzt darauf ankommt, bewusst um Gnade zu bitten, anstatt anderen Vorwürfe zu machen und irgendwem irgendwelche Schuld zuzuschieben.

Ich sehne mich nach einer Zeit, die von Vergebung und Gnade bestimmt ist, wie der Beter von Psalm 51:

Schaffe in mir Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

… und nicht ein Herz, dass verbittert und gnadenlos auf sich und andere schaut.

Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

… damit Deine Gnade bleibend in meinem Sein und Handeln wirkt

Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.

… denn ich bin auf Dich angewiesen – wieder und wieder – stets muss ich neu Deine Gnade empfangen.

Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkünde.

… und ich nicht ungnädig und voller Schuldzuweisung, Ungnade und Zorn auf andere schimpfen. Meine Reden soll Dir Ehre geben!

Gott sei mir gnädig nach deiner Güte.

 

 

Alle Bibelzitate aus Ps 51 nach Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Sehnsucht nach Gemeinschaft

Gespräch, Begegnung, Nähe, Vertrautheit!
Mein Gegenüber sehen und seine Ausstrahlung spüren.
Gestik und Mimik wahrnehmen. Auch mal eine Berührung…

In diesen Zeiten der „sozialen Distanz“ wächst in mir spürbar die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Nähe. In meinem direkten familiären Umfeld finde ich das. Aber was ist mit meinen Freunden und Bekannten. Was ist mit den Anderen in der Gemeinde? Was ist mit den entspannten Begegnungen in Verein und Nachbarschaft? Und selbst auf der Arbeit fällt vieles leichter, wenn man beieinander sitzt.

Sehnsucht nach Gemeinschaft.

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ steht in 1. Mose 2,18.
Schon in dieser Urgeschichte des menschlichen Seins wird festgestellt: Der Mensch braucht Gemeinschaft. Das gilt nicht nur der Zweisamkeit von Mann und Frau, sondern generell: Der Mensch ist ein ausgesprochenes Beziehungswesen. Er ist ein soziales Wesen, auf Dialog in Anrede und Antwort angelegt, auf Gegenüber und Ergänzung angewiesen…

Ich bin dankbar, dass die heutige Technik so gute Möglichkeiten bietet, wie Telefonate, Videokonferenzen und Messenger. Das nutze ich zur Zeit ausgiebig. Und doch fehlt mir dabei etwas.

Wieder ein Blick in die Psalmen. Wieder Entdeckung eines Beters, der ich mich anschließen will in meiner Sehnsucht nach Gemeinschaft: (gekürzt, nach Psalm 133)

Seht, wie gut es ist und wie wohltuend, wenn Menschen beisammen wohnen – als wären sie Bruder und Schwester.

Es ist so wohltuend wie köstliches Salböl.

Es ist so wohltuend wie der Tau. Seine Frische benetzt die Berge.

Ja, dort schenkt der Herr seinen Segen:
Er verheißt Leben bis in alle Zukunft.

 

Nach diesem Segen sehne ich mich. Wohltuend ist es, wo „Geschwister“ zusammen sind, Brüder und Schwestern aus der Familie Gottes. Diesem sehnsuchtsvollen Gebet möchte ich mich anschließen. Schenke uns bald wieder solche Gemeinschaft, Herr.

Es zeichnet sich ab, dass bald wieder Gottesdienste im kleinen Rahmen stattfinden können, auch ohne Webcam dazwischen.
Bis dahin kann ich aber bewusst auch die Begegnung mit einer anderen Christin oder einem Christen suchen. Wie wäre es mit einem kleinen Gebetsspaziergang am Wochenende? 1,5 Meter Abstand, aber klar doch. Und doch Nähe und Gemeinschaft auf dem Weg und im Gebet.

 

Psalmzitate nach BasisBibel. Neues Testament und Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Sehnsucht nach Geborgenheit

Eine Sehnsucht, die mir in diesen Tagen immer wieder begegnet ist die Sehnsucht nach Geborgenheit. Menschen sehnen sich nach Schutz und Sicherheit.

Fast klingt das widersinnig. Viele von uns sind je derzeit meistens zu Hause im Schutz der eigenen vier Wände. Doch das erfüllt die Sehnsucht nicht wirklich. Das bietet nur eine unzureichende Zuflucht.

Draußen herrscht nämlich diese „unsichtbare Gefahr“, der Coronavirus. Er bringt alles durcheinander und bedroht unsere Gesundheit, unser Leben,  unsere Wirtschaft, unseren Frieden und unsere Routinen und Abläufe. Ach, wenn wir das doch endlich im Griff hätten…  Ich sehne mich nach der Geborgenheit und Sicherheit ohne diese Bedrohungen.

In den Psalmen formulieren Menschen ganz oft Ihre Sehnsüchte. Sie geben ihnen Worte und sprechen sie aus. Sie teilen sie mit anderen Menschen. Und sie rufen sie zu Gott, in der Hoffnung und Überzeugung, dass er sich ihrer annimmt.
Ich kann also in diesem Abschnitt der Bibel auch Worte finden, in die ich meine Sehnsüchte mit hineinlegen kann. Zum Beispiel in Psalm 62,2f:

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde.

Das will ich heute zu meinem Gebet machen. Darin will ich Ruhe und Geborgenheit suchen. Ich vertraue darauf, dass Gott mir diese Hilfe schenkt.

Herzlich lade ich Sie ein, dies auch zu tun. Suchen Sie sich einen ruhigen und gewohnten  Ort, am dem Sie sich schon so einmal per se sicher und geborgen fühlen. Beten Sie diesen oben genannten Vers. Gerne auch wiederholt, laut oder leise. Und lassen Sie sich von Gott mit Ruhe und Geborgenheit beschenken.

 

 

Alle Bibelzitate nach Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart